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Die Zinsentwicklung in der EU: Ein Blick auf die Aktuelle Lage und die Zukunft der EZB-Politik

Inhaltsverzeichnis

Wie Sie höchstwahrscheinlich schon bemerkt haben, hat sich die Zinslandschaft in der Europäischen Union in den letzten Jahren dramatisch verändert. Insbesondere die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben entscheidende Weichen gestellt, was die Höhe und die damit verbundene Frage der Leistbarkeit der Zinsen für Kreditnehmer betrifft. Wir von clever-finanziert halten es für besonders wichtig, die aktuellen Entwicklungen im Auge zu behalten, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können, was die Finanzierung ihres Eigenheims betrifft. In diesem Beitrag möchten wir Sie deshalb über den aktuellen Stand der Dinge zum Thema Kreditzinsen informieren und Ihnen einen Ausblick auf die mögliche zukünftige Entwicklung geben.

Die Reise der EZB-Zinspolitik

Es ist ja eigentlich bemerkenswert, dass die EZB über acht Jahre lang den Leitzins bei null Prozent hielt. Diese Phase der niedrigen Zinsen war für viele Kreditnehmer eine willkommene Gelegenheit, sich günstige Finanzierungskonditionen zu sichern. Leider konnten nicht alle davon profitieren, denn schließlich hat der Kauf eines Eigenheims auch viel mit persönlichem Timing zu tun und manche sind eben aufgrund ihrer Lebensumstände erst jetzt dazu in der Lage, die Finanzierung ihres Eigenheims zu planen. Zwischen Juli 2022 und September 2023 kam es jedoch zu einem bemerkenswerten Anstieg des Leitzinses auf zuletzt 4,5 Prozent. Diese Erhöhung war eine Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen und die anhaltende Inflation in der Eurozone. Die anstehende Juni-Sitzung der EZB wird mit großer Spannung erwartet, da Ökonomen eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte prognostizieren. Bis zum Jahresende könnten sogar zwei weitere Zinssenkungen in gleicher Höhe folgen. Diese potenzielle Lockerung der Geldpolitik könnte sich auch 2025 fortsetzen, sofern die wirtschaftlichen Bedingungen dies rechtfertigen.

Vergleich zur US-Notenbank

Während die EZB in Richtung Zinssenkungen blickt, scheint die US-Notenbank (Fed) einen anderen Kurs einzuschlagen. Die Fed hat ihre Zinsen aufgrund einer langsameren Inflationsrate und eines stärkeren Wirtschaftswachstums in den USA bisher unverändert gelassen. Analysten gehen davon aus, dass die erste Zinssenkung der Fed erst nach den US-Präsidentschaftswahlen im November 2024 erfolgen wird. Diese zeitliche Verzögerung ist auf die politische Sensibilität und die wirtschaftlichen Entwicklungen in den USA zurückzuführen. Eine frühzeitige Zinssenkung vor den Wahlen könnte politisch brisant sein, besonders im Lager von Donald Trump. Doch die Entscheidung der Fed wird letztlich von wirtschaftlichen Notwendigkeiten bestimmt. Sollte sich die Inflationsrate in den USA weiter stabilisieren, könnte die erste Zinssenkung im Dezember 2024 erfolgen. Der Vergleich zur Fed ist auch deshalb relevant, da sich die EZB oftmals an ihren Entscheidungen orientiert hat.

Faktoren, die die EZB-Entscheidungen beeinflussen könnten

Für die EZB gibt es zwei wesentliche Faktoren, die sie von ihrem derzeitigen Kurs abbringen könnten. Erstens könnte eine stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft eine schnellere Zinssenkung erforderlich machen. Sollte die Wirtschaft der Eurozone keine Anzeichen einer Erholung zeigen und weiterhin negative Quartale verzeichnen, könnte die EZB gezwungen sein, die Zinsen schneller zu senken. Zweitens könnte der aktuelle Lohnanstieg eine Rolle spielen. Derzeit steigen die Löhne in der Eurozone um durchschnittlich mehr als vier Prozent, was wiederum eine steigende Inflation zur Folge haben kann. Falls die Inflation in den Sommermonaten erneut anzieht, könnte die EZB gezwungen sein, ihre Zinssenkungspläne zu überdenken und noch etwas abzuwarten.

Entwicklung der Kreditzinsen: Ein Ausblick

Ein Blick auf die Entwicklung der Kreditzinsen zeigt, dass die Zinsdifferenz zwischen langfristigen Fixzinsbindungen und variabel verzinsten Krediten in Österreich attraktiv bleibt, obwohl sie leicht rückläufig ist. Die Nominalverzinsung variabel verzinster Kredite liegt bei 5,071 Prozent, nur geringfügig unter dem Niveau des vorherigen Quartals.

Eine mögliche Zinswende in Europa könnte den Höhepunkt bei variabel verzinsten Krediten markieren. Die Entscheidung der EZB, die Leitzinsen zu senken, könnte jedoch durch gesamtwirtschaftliche Bremsfaktoren begrenzt oder verzögert werden. Eine frühzeitige Zinssenkung der EZB vor der Fed könnte den Euro schwächen und die Importkosten erhöhen, was das Wachstum in der Eurozone möglicherweise erschwert. Andererseits hätten niedrigere Zinsen höchstwahrscheinlich positive Auswirkungen auf die Börsen, da Unternehmen unter diesen Rahmenbedingungen eher zu Investitionen und Expansionen neigen würden.

Risiken einer frühzeitigen Zinssenkung

Die Zinswende ist möglich, weil die Inflationsrate in der Eurozone zurückgeht. Statt fast zweistelliger Rekordwerte liegt die Teuerungsrate nun bei 2,2 Prozent und damit nahe dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent. Die bisherigen Zinserhöhungen haben sich als wirksam erwiesen und hatten weniger negative Nebenwirkungen als befürchtet.

Trotz der positiven Bilanz der EZB-Politik beinhaltet eine frühzeitige Zinssenkung Risiken. Die Zinserhöhungen haben beispielsweise die Immobilienbranche stark getroffen. Doch insgesamt sind die wirtschaftlichen Bremsspuren weniger tief als erwartet, und eine tiefe Rezession konnte vermieden werden. Hohe Lohnabschlüsse könnten die Inflation allerdings wieder antreiben, was die Notwendigkeit weiterer Zinssenkungen in Frage stellen könnte.

Fazit: Was bedeutet das für zukünftige Eigenheimfinanzierungen?

Die Zinsentwicklung in der Eurozone bleibt komplex und von vielen Faktoren beeinflusst. Während die EZB möglicherweise bald mit Zinssenkungen beginnt, gibt es zahlreiche Unsicherheiten, die die Geschwindigkeit und das Ausmaß dieser Maßnahmen beeinflussen könnten. Eine zyklische Erholung der Wirtschaft könnte die Tendenz zu Zinssenkungen beeinträchtigen, und ohne eine deutliche Verbesserung der Produktivität könnte die EZB sogar ab Ende 2025 wieder Zinserhöhungen in Betracht ziehen.

Für potenzielle Eigenheimkäufer bedeutet dies, dass eine sorgfältige Planung und Beratung entscheidend ist. Auch wenn die genauen Zinsentwicklungen schwer vorhersehbar sind, raten wir von clever-finanziert dazu, Ihre Entscheidung für den Erwerb eines Eigenheims nicht zu lange hinauszuzögern.

Wir stehen Ihnen jederzeit zur Seite, um die besten Finanzierungsangebote zu finden, die zu Ihrer individuellen Situation passen. Kontaktieren Sie uns gerne für ein unverbindliches Erstgespräch!

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